Eine weitere Woche Türkei und mehr als 1500 weitere Kilometer liegen hinter uns und wir sind noch immer begeistert. Die Menschen sind noch immer extrem aufgeschlossen und hilfsbereit, die Landschaft haut uns schlicht und ergreifend um und das Wetter ist toll - was will man als weltreisendes Pärchen mehr :-)? Aber immer der Reihe nach. Wir haben mal wieder einiges gesehen und erlebt und möchten euch gerne daran teilhaben lassen - darum möchten wir den Highlights die folgenden einzelnen Kapitel widmen.
Die Türkei ist anders als du denkst!
In unserem Blog auf blog.dewezet.de hatten wir es bereits erwähnt: Die Türkei ist ein tief gespaltenes Land. Ein tiefer Graben durchzieht sowohl die Bevölkerung, als auch die Meinungen und da Verhalten der Menschen selbst. Türken sagen, Kurden seien Terroristen, Kurden sagen Türken seien Unterdrücker, der Westen sagt der Osten sei erzkonservativ und ungebildet und der Osten sagt der Westen sei sündig und hedonistisch.
Auch die Menschen selbst scheinen zwiegespalten: Erdogarn sei ein Diktator und bald würden alle Intellektuellen wandern und das Land sei dann ein Scherbenhaufen. Das haben uns fast alle Menschen gesagt mit denen wir gesprochen haben. Gleichzeitig herrscht auch die Meinung vor, dass der Westen die Türkei schwächen wolle und ohnehin hinterlistig die Fäden ziehe um seine Macht zu vergrößern.
Ein anderes Beispiel ist die Gastfreundschaft und Weltoffenheit: Zwar kommt die Türkei extrem nationalistisch und patriotisch daher, doch die Menschen begegnen uns ohne Ausnahme(!) mit Offenheit, absoluter Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft. Wir bekommen an einer Tankstelle sogar Wasserflaschen geschenkt.
Die schönsten Erlebnisse sind die Begegnungen mit Menschen!
In Konya, einer eher konservativen 2,5 Millionen Metropole im Herzen Anatoliens buchen wir ein Hotel, da es sich dort schlecht campen lässt, Matthias aber die Ruhestätte Rumis sehen möchte, des Begründers des Sufismus. Spoiler Alarm: es hat sich gelohnt! Im Hotel begegnen wir dem zauberhaften Rezeptionisten Cumali, der kein Wort Englisch kann außer "good". Also sagt er ständig "good, good" und lächelt. Mit Händen und Füßen können wir uns aber verständigen und haben eine Menge Spaß. Am nächsten Tag spendiert er uns sogar eine kleine Stadtführung, die ungefähr so abläuft: Wir gehen durch die Straßen, sehen verdammt schöne Gebäude und Gartenanlagen und er zeigt darauf und sagt etwas auf Türkisch. Als wir verständnislos den Kopf schütteln lächelt er sein Lächeln und sagt "Güzel = good!", während er auf die Sehenswürdigkeit deutet. "Good, good", sagen wir in der gleichen gelassenen Intonation, die er immer benutzt. Jedenfalls haben wir eine Menge Spaß und sagen seither jeden Tag mindestens 10x "güzel, good", wenn uns etwas gefällt.
Wir dachten wir wären kleine Helden mit unserer Reise - heute wissen wir es besser!
Da saßen wir morgens beim Frühstück im Hotel und finden unsere Reise gerade echt abenteuerlich und großartig, da treffen wir HEI YAN, eine 23-jährige Hong Kong Chinesin, die mit dem Fahrrad da ist. Ja genau, mit dem Fahrrad. Aus Hong Kong. Sie ist seit September unterwegs und hat den Pamir Highway durch die Stans im März überquert. Mit dem Fahrrad. Bei Eis, Schnee und Stürmen (die höchste Passstraße hat über 4500 Meter Höhe). Mit dem Fahrrad... Wir verbringen einen Abend und die halbe Nacht mit HEI YAN und sind begeistert von ihren Geschichten und der Selbstverständlichkeit mit der sie ihr Abenteuer betrachtet. Es sei eben toll, darum macht sie es. Und Angst hat sie keine. "Die Menschen sind doch überall total nett!", sagt sie und grinst begeistert. Wir sind von DIR begeistert HEI YAN - weiter so :-)!
Türkischer Abend in Amasya
In Amasya, einer weiteren sehr schönen Stadt zwischen hoch aufragenden, schroffen Bergen, kommen wir bei dem Couchsurfer Mehmet unter, der an der örtlichen Universität als Doktorand IT unterrichtet. Er nimmt uns mit zu seinen Freunden. Und wie: mit einem alten Corsa fahren wir zu sechst(!) in einem Affenzahn durch den krankhaft chaotischen Verkehr der Stadt, um mit etwas Schweiß auf der Stirn schließlich eine urige Bar auf einer Bergspitze zu besuchen. Dort trinken wir traditionell türkischen Tee und rauchen Shisha. Wir haben eine Menge Spaß mit ihm und seinen Freunden, auch wenn uns am nächsten Morgen eine Menge Schlaf für den langen Ritt nach Trabzon fehlt... Aber es hat sich gelohnt!
Natur und Abwechslung pur
Wer Natur mag und noch nicht in der Türkei war, sollte es schleunigst nachholen, denn so viele unterschiedliche Naturwunder, haben wir selten auf so kleinem Fleck gesehen. Ein tragischer Vorteil für uns: durch das negative Bild von der Türkei im Ausland, besonders wegen des Terrorismus, von dem man hier aber so gut wie nichts mitbekommt, ist der Tourismus um 80 Prozent eingebrochen. Darum: leere Touristen-Hot Spots überall! Klasse! Teilweise sind wir komplett alleine, wo sich die Menschen sonst gegenseitig in die Hacken gelaufen sind. Aber seht selbst, was Pamukkale, Konya und Kappadokien zu bieten haben:
Gefahrene Strecke: Pamukkale - Trabzon
Gefahrene Kilometer: 1.500
Zwischenstopps: Konya, Göreme (Kappadokien), Almasya
Preisniveau: Nicht so günstig wie man denkt. Essen im Restaurant um die 8-10 Euro pro Person, in Hotels und auf Campingplätzen oft unverschämt teuer für winzige Portionen - unbedingt Verhandeln und zwar überall - sonst nimmt man euch aus wo es geht ;-)!
Infrastruktur: Europäischer Standard, bis teilweise schlecht auf Nebenstrecken.
Erster halber Härtetest - Offroad Training mit Sozia
In Konya hat Ben ein Poster von "Meke Gölü" gesehen, einem schicken Krater in der Nähe, der auch noch auf dem Weg nach Kappadokien liegt. Also machen wir einen Abstecher dorthin. Der Ausblick ist toll und wir erspähen eine Piste, die um den kompletten Kraterrand führt. Klasse, denken wir uns, die paar Kilometer fahren wir doch mal ab. Was uns dann erwartet, ist für einen Offroad Fahrer kein Offroad, für einen Anfänger die Hölle und für einen geübten Fahrer mit ein bisschen Erfahrung im Fahren über Stock und Stein ein großer Spaß: eine Piste aus Vulkansand mit teilweise tiefen, ausgehärteten Spurrillen aus Erde und Stein, teilweise mit Sträuchern zugewuchert. Der Sand wird teilweise recht tief, was das Fahren anstrengend macht. Mit viel Gepäck und Sozia wird es zum ersten echten Härtetraining. Wir fahren den Großteil der Strecke im Stehen und Ben hat bloß wenig Zeit, Elli zu erklären, wie das funktioniert und wie sie sich verhalten soll. Also brettern wir mit ordentlich Krawumm (bloß niemals lahmarschig oder mit übereifriger Bremshand durch tiefen Sand fahren!) über die Piste. Teilweise gerät die Maschine mächtig ins Schwimmen, doch alles in allem zeigt die Ténéré, wofür sie gemacht ist und tackert ungerührt durch die Vegetation. Hinzu kommt, dass Elli schnell lernt und Ben kein dummer Anfängerfehler unterläuft wie in Griechenland - ein Riesenspaß!